Friedrich Christian Delius, FCD

Alles in der Welt, nur kein Komplimentarius!

„Alles in der Welt, nur kein Komplimentarius!“

Rede zum Schubart-Preis Aalen, 25. März 2007

„Ein verzweifelter Entschluß ist‘s, in unsern hiperkritischen Tagen ein Wochenblatt zu schreiben“,
schreibt Schubart – eine Sonntagsrede zu halten, sag ich,
„das bei der zahllosen Menge anderer noch Leser finden soll“,
schreibt Schubart – Zuhörer überzeugen soll, sag ich,
„Der Geschmack, dieses Camäleon (…) ist so verschieden unter den Deutschen, daß mehr als Menschenkräfte dazu gehören, alle zu befriedigen. Der liebt politische Reflexionen, dieser Literatur, jener Kunst und einige wollen Verse; dort ruft einer: sei keck! der andere: sei bescheiden! dieser liebt Feuer, jener Wasser; einen vergnügt Posaunenschall, den andern der schnarrende Ton des Dudelsacks. – Welche verschiedenen Wünsche! welcher Geschmack! (…) Bei jedem kühnen Gedanken, der dem Novellisten“,
schreibt Schubart – dem Autor, übersetze ich,
„Bei jedem kühnen Gedanken, der dem Novellisten entwischt, muß er einen Seitenblick auf öffentliche Ahndungen werfen; dann wird er furchtsam und kalt. Daher der schläfrige Ton der meisten Zeitungsverfasser, der in schwülen Tagen so manchen Politiker im Großvaterstuhl in Schlummer wiegt.“ (DC 2.7.74)

„Wenn mein Geist über dich emporflöge, Erde, mein mütterlich Land, was würd ich sehen? Eine mit der schönsten Mosaikarbeit eingelegte Kugel, drauf die Menschen, die doch die Hauptrolle spielen, kaum bemerkt werden. Und doch macht man so viel Lärmens von den Taten, Handlungen, Geschichten, die auf diesem Weltkügelein vorgehen. (…) Eine Zeitung sieht aus wie die andere; da machen sie dir beständig vor den großen Herrn knicks, lassen kein Geburts-, Namens- oder Vermählungsfest vorbeigehen, ohne mit dem Hütlein“,
schreibt Schubart – mit den Kameras, sag ich,
„unter dem Arm in der demütigsten Stellung sich im Vorsaale der Großen einzufinden“,
schreibt Schubart – zum Beispiel bei einer Messe-Eröffnung, einem Kongress, einem Wirtschaftsgipfel, sag ich,
„und sie im niedrigsten Gratulantentone zu komplimentieren. Alles in der Welt, nur kein Komplimentarius. Wäre nichts Leichteres als nach Art des hundertjährigen Kalenders eine hundertjährige Zeitung zu schreiben. Was geschieht, ist schon geschehen und wird wieder geschehen. Also, lieber Leser“,
schreibt Schubart – liebes Publikum, sag ich,
„verzeih mir‘s, wenn ich mich aufs Bänklein“,
schreibt Schubart – vors Mikrofon, sag ich,
„stelle und dir die alten Mordgeschichten“,
schreibt Schubart – die guten alten Schubart-Worte, sag ich,
„wieder vorleire.“ (DC 7.11.74)

Also, mit Schubart,
„Schreib, was du musst, und denk, was du willst.“ (DC 14.9.75)

„Man darf weder den Hypochonder noch den Spleen haben, so wird man doch Ursachen genug zum traurigen Mißvergnügen finden, wenn man mit prüfendem Auge und redlichem Herzen auf sein Vaterland hinblickt. Leser, sei `nmal ein Mann“,
schreibt Schubart – Leserin, sei mal ganz Frau, ergänze ich den alten Macho,
„schau nicht durchs Prisma einer übertriebenen Vaterlandsliebe, sondern stell dich mit mir auf einen Berg, atme die feinern Lüfte der Freiheit, tu die Augen weit auf und waffne dich mit dem Sehrohr der Weisheit. Was siehst du? Scheint nicht dein Vaterland um dich her in der fürchterlichsten Stille zu liegen?“,
schreibt Schubart – in einer selbstzufriedenen Mattheit, sag ich,
„(…) Scheinen nicht deine Mitbürger mutlos Kopf und Hand sinken zu lassen? Scheint nicht die Gewerbsamkeit“,
schreibt Schubart – die von übermäßiger Regulierungswut gebremste Gewerbsamkeit, sag ich,
„mitten auf dem Wege stille zu stehen, vor tiefem Gram an irgendeinem Felsen zu sinken und ihren Tod zu erwarten? Die Furie Zwietracht“,
schreibt Schubart – die Furie Bürokratie bis hin zur McKinsey-gestützten-Super-Bürokratie und die Furie Habgier, sag ich,
„hat da und dort ihre Fackel angesteckt und schwingt sie durch die Lüfte, um sie in Flamme zu bringen“,
schreibt Schubart – als wüsste er, dass die Droge der schnellen Hoch-Rendite die Wirtschaft ruiniert und die Erde bis zur Unerträglichkeit aufheizt, sag ich.
„O, ich mag das ganze finstere Gemälde nicht ausmalen. Will die Farben nur klumpenweis hinwerfen, magst sie selber verwaschen: (…) Der Fanatismus“,
schreibt Schubart – der fanatische Fundamentalismus, und nicht nur der islamische, sag ich,
„fängt an, wieder seine alte Rolle zu spielen und seine Götzen auf die Altäre der Wahrheit zu stellen. – Die herrlichen Erziehungsanstalten, die das Herz des Patrioten mit mancher süßen Ahndung erfüllen, sind in Gefahr, wieder in der Geburt zu ersticken“,
schreibt Schubart – ohne von heutigen idiotischen Punktsystemen und vom Quantifizierungs-Schwachsinn der Bildungspolitik zu wissen, sag ich,
„Die wahre Gelehrsamkeit wird von falschem Witze verdrungen“,
schreibt Schubart – ohne die heutigen hochbezahlten Dick-und-Doof-Macher in den privaten wie den öffentlich-rechtlichen Fernsehanstalten zu kennen, ergänze ich,
„Man darbt an wahren Gelehrten und macht Schulknaben zu Professoren“,
schreibt Schubart – man macht abgebrochne Studenten zu sogenannten Beratern und lässt sie über die Arbeit von Professoren richten, sag ich.
„Unsere Kameralisten“,
schreibt Schubart – also Ministerialbeamten, übersetze ich,
„sind nicht weise Verwalter des Staatsschatzes, sondern Plusmacher geworden“,
schreibt Schubart – und das Minusmachen ist keineswegs weniger verwerflich, sag ich.
„Der Verdienst wird nicht mehr nach Kopf, Herz und Taten, sondern nach der Biegsamkeit unseres Rückgrats bestimmt“,
schreibt Schubart – als hätte er sich heute in Firmen und Behörden umgehört. (DC 30.1.75)
„Europa scheint jetzt nach dem Gemälde, das die Zeitungsschreiber von ihr machen, ein so langweiliges, schläfriges Weibsstück zu sein, daß, wenn dies ihre Urgestalt wäre, sie Jupiter gewiß niemals verführt hätte. Alles was jetzt von unsern Kaisertümern, Königreichen und Fürstentümern“,
schreibt Schubart – von unseren Kommissionen, Präsidenten und Konferenzfürsten, sag ich,
„in den Zeitungen steht, ist bloß Vegetation und nicht Leben. Feste, Jagden, Galatäge, mystische Audienzen“,
schreibt Schubart – Empfänge, Fototermine, Pressekonferenzen, sag ich,
„dies ist‘s alles, was wir jahraus jahrein von den Höfen der Großen hören. Das übrige was wir gerne wissen möchten, gehört in die Rubrik von Staatsgeheimnissen, wovon mein Schneider Hildebrand so viel weiß als ich. (…) Alle unsere Zeitungen“,
schreibt Schubart – und ich denke an unsere bekannteste Zeitung,
„sind nichts anderes als wiederkäute Gewäsche von Alltagsgeschichten und Lobsprüchen auf Regenten“,
schreibt Schubart – und sogenannte Stars, ergänze ich,
„die wir nicht einmal kennen. Den Zeitungsschreiber möcht ich sehen, der vors Publikum hinträte und mit Gewitterberedsamkeit spräche: Dieser Fürst legt seinen Untertanen unerträgliche Lasten auf“,
schreibt Schubart – halt, sag ich zu Schubart, dafür dürfen wir in Deutschland mittlerweile unsere abwählbaren Fürsten durchaus kritisieren, sei es bei der Steuerpolitik oder der sogenannten Gesundheitsreform.
„Jener Staat verkennet die Grundgesetze der Menschlichkeit“,
schreibt Schubart – aber das darfst du in Putins Russland auch heute nicht laut sagen, sonst geht es dir, wie es dir schon einmal ging zehn endlose Jahre lang, oder schlimmer, 14 ermordete russische Journalisten in sieben Jahren, sag ich zu Schubart.
„Dort klirren die Fesseln des schrecklichsten Despotismus“,
schreibt Schubart – allein im vorigen Jahr bekamen das über 1000 Schriftsteller und Journalisten zu spüren, die für ihre Meinungen getötet, entführt oder inhaftiert wurden, oft ohne Prozess, wie du damals, oder verschwunden sind, in zwanzig Ländern immerhin, mit denen wir fleißig Handel treiben, wie China, Türkei, Algerien, Mexiko, sag ich.
„Da leckt ein gieriger Selbstherrscher an den Grenzen einer friedsamen Republik“,
schreibt Schubart – und ich muss ihn, den Proamerikaner der ersten Stunde, warnen, nicht den Vorwurf des Antiamerikanismus auf sich zu ziehen (zumal jene „Republiken“-Diktaturen keineswegs friedsam sind), wenn wir hier an den „schlechtesten Präsidenten, den die USA je hatten“, wie die wahren Proamerikaner sagen, denken.
„In jenem Freistaat ächzt der Freigeborene unterm Fußtritt eines Archonten“,
schreibt Schubart – und ich würde ihn gern in die freie Wirtschaft, zum Beispiel in die höheren Etagen der Deutschen Bank führen, wo den Fußtritt bekommt, wer nicht ins Renditeziel von 30% passt.
„Hier oder da oder dort schleicht der Aberglaube, schwarz wie die Nacht, und verbirgt den blinkenden Dolch unterm Priestergewande“,
schreibt Schubart – und es können auch andere geistliche oder religiös getarnte Gewänder sein, sag ich.
„Hier gelten veralterte Symbole mehr als Vernunft; dort gilt Tyrannei des Herkommens mehr als Weisheit; hier wird das Ebenbild der Gottheit, der Mensch, durch schlechte Erziehungsgrundsätze zum Vieh herabgewürdigt“,
schreibt Schubart – heute darfst du auch so etwas sagen, sogar die Horrorfilme, Killerspiele und täglich in die Hirne flatternden Gewaltbilder als Hauptursachen für solche Herabwürdigung verdammen, aber dafür wird man dich als Gutmenschen beschimpfen, sag ich.
„Dort schleicht ein Gerippe von einem Untertan oder Bürger, der gen Himmel ächzt und den letzten blutigen Heller seinen gierigen Regenten hinzählt“,
schreibt Schubart – allein in Afrika gibt es Millionen solcher Gerippe, sag ich.
„Eine solche Zeitung möcht ich lesen. Wo ist der Märtyrer, der, mit vaterländischer Glut im Gesicht, auch den Fürsten heiße Wahrheiten ins Antlitz spricht?“(DC 19.6.75),
fragt Schubart – aber wie erklären wir ihm, meine Damen und Herren, dass wir einige Zeitungen haben, in denen, aufs Erträgliche dosiert, die „heißen Wahrheiten“ stehen, und dass wir dafür zum Glück in unserem idyllischen Mitteleuropa keine Märtyrer mehr brauchen, wie er einer war? Wie erklären wir ihm, dass die heutigen Fürsten oft sogar von der Presse gehetzt werden, ein Statement nach dem anderen abzugeben, sodass sie nicht mehr zum Nachdenken und zum Handeln kommen? Wie erklären wir ihm, dass die heutigen Fürsten diese Wahrheiten kennen und trotzdem nichts oder zu wenig dagegen tun?, das ist heute das Problem, sag ich. Aber Schubart lässt nicht locker:
„Die Physiognomie der heutigen europäischen Staaten ist nicht allzu vorteilhaft. s‘ist viel Aufgedunsenes, Angestrengtes, Heuchlerisches, Mißtrauisches, Schiefes, Lebenssattes drinnen. Das gute Weib Europa scheint sich vom lebendigen Naturquell zu weit entfernt zu haben, irrt nun in Wüsteneien und griesgramt, daß ihr die Tränen über die Backen laufen. Unmut, Mißvergnügen, tödliche Ermattung scheint ihr aus den Augen ‘raus und gibt ihrem Gesichte alle die unangenehme Beugungen, Falten, Runzeln, Schiefen, die unbeherrschte Leidenschaften ankündigen“ (DC 4.3.76),
schreibt Schubart – aber er weiß auch zu schwärmen von britischer Meinungsfreiheit, vom Freiheitskampf der Amerikaner, von den Herrschern, die die Folter abschaffen, vom frührevolutionären Frankreich, von Friedrich dem Großen als Vorreiter für die deutsche Vereinigung. Nichts lässt er auf seine Schwaben kommen, nichts auf die Juden, die unteren Stände, und die Deutschen im allgemeinen. Aber das Höchste ist ihm die Freiheit (Freiheitsliebe ist „die Hauptsehne und Nerve des Staates“, schreibt Schubart (Sch 56) – und die Kunst, insbesondere die Literatur und die Musik:
„O Bruder, flennen möcht ich wie ein kleines Kind, wenn ich sehe, wie undankbar unser Vaterland mit Gottes reichem Segen, mit seinen Genies umgehe“,
schreibt Schubart – und mit Genies meint er die ganz großen Könner, also auch sich selber.
„Weiß zwar wohl, daß Fürstengnade keine Genies bilde, weiß aber auch, daß Armut und Mangel die Genieflamme auslösche und daß dem Künstler, der‘s Bewußtsein seiner Größe mit sich herumträgt, nichts höllischer schmerze als Verachtung. Und wird er jetzt nicht allenthalben in Teutschland verachtet?“,
fragt Schubart – und ich sage, nein, lieber Schubart, in Aalen nicht, jedenfalls heute nicht.
„Wird nicht der Dichter beinahe zum Hofnarren, der Redner zum Marktschreier, der Maler zum Häuseranstreicher, (…), der Bildhauer zum Steinmetzen, der Baumeister zum Maurersgesellen, der Schauspieler und Tänzer zum Landstreicher und der Musiker zum Dudelsackpfeifer herabgewürdigt?“,
fragt Schubart – und ich besänftige ihn, heute ist es so arg nicht mehr oder noch nicht wieder.
„Wollt ihr, würdige Fürsten Teutschlands,“
schreibt Schubart – würdige regierende Staats- und Land- und Stadt-Verwalter, sag ich,
„einen richtigen Geschmack am Schönen und Wahren zeigen, einen Geschmack, wie ihn staatskundige und weise Regenten haben müssen, so laßt euch in genauer Freundschaft mit den schönen Künsten bewundern, bildet eure Seelen nach echten Grundsätzen des Wahren und Guten“,
schreibt Schubart – und nicht nur nach Parteiprogrammen, sag ich,
„und macht euer Volk mit der Dicht- und Redekunst, mit dem großen Maler und Bildhauer, mit der Musik und allen schönen Künsten bekannt.“ (DC29.2.76)

„Mein Plan ist der: uninteressante Dinge kurz und Dinge von Wichtigkeit so weitläufig zu erzählen, daß sie deutlich und auffallend werden.“ (DC 21.12.75),
schreibt Schubart – also muss zum Schluss noch etwas sehr Wichtiges weitläufig vorgebracht werden, sag ich:
„Die Königl. Akademie der Wissenschaften zu Mantua legt folgende Preisfrage für dieses Jahr vor: Welchen Anteil hatte die Musik bei der Erziehung der Griechen? und was für Vorteile wären zu erwarten, wenn dasselbe auch zu unseren Zeiten in den Erziehungsplan gesetzt würde?
Eine wichtige Frage, die gewiß von der Schar unserer Pädagogen beherzigt zu werden verdient.
Ich habe seit Jahr und Tagen Erziehungsplane zu Dutzenden gelesen, und keiner fiel drauf, die Jugend beizeiten mit der Tonkunst, der reizendsten aller Künste, bekannt zu machen. Bei den Griechen hatte die Musik den größten Anteil bei der Erziehung; aber sie verstanden nach dem Zeugnis Plutarchs unter dem Wort Musik mehr als Tonkunst. – Verstanden drunter die Harmonie, die Zusammenstimmung aller Kräfte unserer Seelen. Wenn durch Philosophie und schöne Künste jede Seite der Seele gleichsam zum Guten und Schönen gestimmt war, so nannten sie diese liebliche Harmonie – Musik. In diesem weiten Verstand nehmen wir das Wort nicht mehr, und doch sollte die Musik – auch so, wie wir‘s nehmen, einen großen Anteil an unserer Erziehung haben. Seelen, die frühzeitig zur Harmonie gewöhnt werden, haben weit mehr Rezeptivität zum Guten und Wahren als andre unharmonische Klötze, von denen selbst Sphärenmelodie ohne Würkung abprellen würde“,
schreibt der erfahrene Pädagoge Schubart – und weiß gar nicht, wie recht er damit hat und wie sehr er von der neusten Hirn- und Lernforschung bestätigt wird, seit 1774 weiß er mehr als die heutigen Kultur-Ministerialen und anderen Beamtenseelen, die den Musikunterricht vernachlässigen oder ausfallen lassen und damit, mehr als sie ahnen, die Dummheit und die Roheit fördern, sag ich, und deshalb noch mit einem Dreizeiler von Withof, den Schubart zitiert, bestraft werden sollen:
„Hat denn kein Weiser noch dies harte Wort gesprochen,/ Daß, wer die Tonkunst haßt, die klärste Harmonie,/Nichts gründlichs lieben kann, so wenig als das Vieh.“ (DC 19.9.74)

„Und wo will dies alles hinaus, ihr meine deutschen Brüder?“ (DC 7.9.90)
„Ich wünschte wirklich, wie Graf Loragai, dieser angenehme Träumer, nach einigen Jahrhunderten wieder aufzuleben, um das Urteil der Nachwelt über unser so hochgerühmtes achtzehntes Jahrhundert mit anhören zu können“ (DC 28.4.74),
schreibt Schubart – und gerade deshalb hab ich ihn so fleißig zitiert, sag ich.
„Bei aller widrigen Lage,“,
schreibt Schubart – so widrig ist sie heute Vormittag nicht, jedenfalls für mich, sag ich,
„Bei aller widrigen Lage, in der ich bin, will ich mich doch bemühen, meinem Ideale näher zu kommen, und so viel sich‘s tun läßt, Politik, Literatur, Dichtkunst, Musik und bildende Künste miteinander abwechseln lassen. Lob“ (DC 2.7.74),
schreibt Schubart – und ich danke für die Lobrede von Frau Ferchl, danke der Jury, der Stadt Aalen, also ihren Bürgerinnen und Bürgern, für den Preis und Schubart für die vielen Stunden Lektüre. Und ich bitte Sie, meine Damen und Herren, der Jury nicht zu grollen, dass sie einen Autor aus Berlin und nicht einen aus Baden-Württemberg erwählt hat, denn es wusste schon Schubart:
„Wir können mit Recht Berlin das neue Athen nennen. In dieser einzigen Stadt sind beinahe ebensoviel große Schriftsteller und Genies als in dem ganzen übrigen Deutschlande.“ (DC 2.5.74)
Also, ich fahre fort mit dem, was Schubart schreibt:
„Lob und Tadel soll mir willkommen sein; jenes mich ermuntern und dieser mich immer aufmerksamer machen. (…) Ich mache meine Verbeugung und bin kühn genug, mir recht viele Leser, nahe und ferne, von Herzen anzuwünschen.“ (DC 2.7.74)
(DC = Deutsche Chronik, zitiert nach:
Wilfried F. Schoeller, Schubart. Leben und Meinungen eines schwäbischen Rebellen, den die Rache seines Fürsten auf den Asperg brachte. Mit einer Auswahl seiner Schriften. Berlin 1979
Christian Friedrich Daniel Schubart, Deutsche Chronik. Eine Auswahl aus den Jahren 1774-1777 und 1787-1791. Köln 1989)

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